Produktionsschulen in Deutschland
Seit den 1990er Jahren rückte zunehmend der Anspruch beruflicher und sozialer Förderung sogenannter „benachteiligter Jugendlicher“ in das Zentrum der Produktionsschuldiskussion und -praxis. Angeregt durch die landesweite Verbreitung und die erfolgreiche Arbeit des dänischen Produktionsschulansatzes sind seit dem im deutschsprachigen Raum Initiativen zur pädagogischen Nutzung von Arbeits- und Produktionsprozessen für die Qualifizierung von benachteiligten Jugendlichen erkennbar (in der Berufsorientierung, Berufsvorbereitung, Berufsausbildung). Nicht alle Initiativen arbeiten unter dem Namen „Produktionsschule“.
Die rechtliche und finanzielle Situation von Produktionsschulen ist derzeit (noch weitgehend) unverbindlich und uneinheitlich. Die bestehende Produktionsschullandschaft in Deutschland ist (noch) relativ unübersichtlich und gekennzeichnet von einer Vielfalt der Bezeichnungen, einer Verschiedenartigkeit der Konzepte, dahinterstehenden (Träger)Philosophien und auch übergeordneten Programmlogiken von Förder- und Geldgebern. Deutsche Produktionsschulen finanzieren sich in aller Regel aus mehreren, mitunter zeitlich befristeten Quellen (Mischfinanzierung).
Aktuell werden Produktionsschulen in Deutschland im Rahmen der Jugendberufshilfe über Landesprogramme aus Landes- und kommunalen Mitteln sowie Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert (Hessen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt). Zum anderen besteht im Zuge der sog. „Instrumentenreform“ (vgl. Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt vom 27.12.2011) die Möglichkeit, Produktionsschulen als „Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme des SGB III“ (Fachkonzept BvB Pro, seit Herbst 2013) oder als „sinnstiftende oder marktnahe“ Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung im Rahmen der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II, seit Juli 2012) zu betreiben.
Eine Sonderstellung nimmt die Hamburger Produktionsschullandschaft ein: Als integraler Bestandteil der Ausbildungsvorbereitung für schulpflichtige Jugendliche werden sie entsprechend über den Bildungshaushalt der Freien und Hansestadt Hamburg gesichert und finanziert.
Die zuständigen Ministerien der Länder, die Produktionsschulen bzw. produktionsorientierte Ansätze fördern, arbeiten im Bund-Länder-Gremium „Runder Tisch Produktionsschulen und produktionsorientierte Angebote in Jugendwerkstätten“.